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AutorenbildVishnu Shakta (Silent Academy)

Yoga

Im folgenden Artikel geht es um die Jahrtausende alte, hohe Wissenschaft des Yoga.



Einführung

In Gott leben und mit Gott verbunden sein ist Yoga. Leben in Gott bringt ewige Wonne. Yoga zeigt den Weg. Yoga vereint dich mit Gott. Yoga macht dich unsterblich. Yoga ist erfülltes Leben. Er ist eine Methode, die alle Seiten der menschlichen Persönlichkeit entwickelt. Yoga ist ein System der ganzheitlichen Bildung, nicht nur der Ausbildung von Körper und Geist oder Verstand, sondern auch der Seele im Inneren. Yoga zeigt die wunderbare Methode, sich vom Instinktiven zu Güte zu erheben, von Güte zu Göttlichkeit und dann zum ewigen göttlichen Glanz.

Yoga ist die Kunst des rechten Lebens. Der Yogi, der die Kunst des rechten Lebens gelernt hat, ist glücklich, harmonisch und friedvoll. Er ist frei von Spannung.


Yoga ist eine Wissenschaft, die in früheren Zeiten von Sehern in Indien ausgearbeitet worden ist - und nicht nur in Indien, sondern in der ganzen Menschheit. Er ist eine exakte Wissenschaft. Er ist ein vollkommenes praktisches System zur Entwicklung des Menschen.



Ein Lebensstil

Yoga will nicht, dass man sich vom Leben abwendet. Im Yoga geht es vielmehr um eine Vergeistigung des Lebens. Yoga ist in erster Linie ein Lebensstil, nicht etwas vom Leben Getrenntes. Yoga ist nicht das Aufgeben von Handlung, sondern ihre erfolgreiche Durchführung im richtigen Geist. loga ist nicht Weglaufen von Heim und Beruf, sondern ein Vorgang der Entwicklung einer neuen Einstellung Heim und Gesellschaft gegenüber mit neuem Verständnis.


Yoga ist universell

Yoga ist für jeden. Yoga ist universell. Er hat nichts mit einer Glaubensrichtung zu tun. Er ist ein Weg zu Gott, keine Religion. Die Yoga-Praxis steht nicht im Widerspruch zu irgendeiner Religion oder Kirche. Sie ist einfach spirituell und universell. Sie widerspricht nicht dem aufrichtigen Glauben eines Menschen.

Yoga ist keine Religion, sondern eine Hilfe zum Praktizieren der grundlegenden spirituellen Wahrheiten in allen Religionen. Yoga kann von einem Christen, Buddhisten, Parsen, Mohammedaner, Sufi oder Atheisten praktiziert werden.


Ein Yogi zu sein heißt in Gott zu sein und mit den Menschen in Frieden zu leben. Yoga ist Einssein mit Gott. Yoga ist Einssein mit allen. Gott ist in jedem.



Yoga ist nicht Körperübung

Die Vorstellung des Anfängers, Yoga bestehe nur aus Asanas (Körperübungen) und Pranayama, ist ein Irrtum. Asanas, Pranayama, Bandhas, Mudras und Kriyas haben mit dem tieferen Sinn des Yogas nichts zu tun. Sie sind jedoch wertvolle Hilfsmittel für die Yoga-Praxis im engeren Sinn.


Die meisten Menschen haben jenseits der körperlichen Übungen keinen Zugang zu Yoga, denn wirklicher Yoga erfordert intensive persönliche Disziplin, verbunden mit intensivem Nachdenken über die großen Sinnfragen der Menschheit unter der Leitung eines geeigneten Lehrers. Yoga verspricht über den Körper hinausgehenden spirituellen Segen.




Voraussetzungen für ein Leben im Yoga

Ethische Reinheit und spirituelles Sehnen sind die ersten Schritte auf dem Weg des Yoga. Ein Mensch, dessen Geist ruhig ist, der den Worten des Gurus und den Shastras (Schriften) vertraut, der Mäßigung übt beim Essen und Schlafen und intensive Sehnsucht nach Befreiung aus dem Samsara Chakra (Rad von Leben und Tod) verspürt, ist ein Mensch, der sich für die Praxis von Yoga eignet.


Ein Aspirant auf dem Yogaweg braucht Vertrauen, Energie, Frohsinn, Mut, Geduld, Ausdauer, Aufrichtigkeit und Reinheit, einen Geist, der nicht verzweifelt, Leidenschaftslosigkeit, Streben, Konzentration, Gelassenheit, Beherrschung, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit, Nichtbegehrlichkeit usw.

Ein diszipliniertes, schlichtes Leben ist für Yoga sehr hilfreich. Die Grundlage für Yoga ist Selbstbeherrschung. Disziplin ist die Essenz von Yoga - sowohl körperliche als auch geistige Disziplin.

In der Yoga-Praxis werden die normalerweise nach außen gehenden Aktivitäten des Geistes umgekehrt. Festigkeit des Geistes ist sehr wesentlich für eine Umkehr der Außenorientierung des Geistes. Der Geist muss zuerst gefestigt werden, damit es möglich wird, sein Drängen nach außen in die andere Richtung zu ändern.


Die vier Pfade

Die vier spirituellen Hauptpfade zur Gottverwirklichung sind Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga und Jana Yoga. Karma Yoga ist geeignet für aktive Menschen, Bhakti Yoga für emotionale, hingebungsvolle Menschen, Raja Yoga für Menschen mit mystischer Veranlagung und Jana Yoga für rational und philosophisch veranlagte Menschen.

Karma Yoga ist der Weg des selbstlosen Dienens. Bhakti Yoga ist der Weg der ausschließlichen Hingabe an Gott. Raja Yoga ist der Weg der Selbstbeherrschung, Jana Yoga ist der Weg der Weisheit. Karma Yoga ist das Training des Willens. Jana Yoga ist das Training von Verstand und Intellekt. Bhakti Yoga ist das Training des Gefühls. Der Wille heiligt alle Handlungen, indem sie vollständig an Gott hingegeben werden. Der Verstand verwirklicht die Herrlichkeit und Majestät Gottes. Das Gefühl gibt der Wonne göttlicher Ekstase Ausdruck.


Die drei ewigen Wahrheiten sind: Jana, Karma und Bhakti. Gott ist Liebe, Güte und Wahrheit. Der Fromme empfindet Gott als Liebe. Der Karma Yogi empfindet Gott als Güte. Der Jnani empfindet Gott als Wahrheit.


Manche Menschen halten allein die Praxis von Karma Yoga für das Mittel zur Rettung. Andere sagen, die Hingabe an Gott ist der einzige Weg zur Gottverwirklichung. Manche Menschen meinen, der Pfad der Weisheit sei der einzige Weg, um endgültige Glückseligkeit zu erlangen. Wieder andere sagen, dass die drei Wege in gleicher Weise zielführend sind, um Vollkommenheit und Freiheit zu bringen.



Der Yoga der Synthese

Eine einseitige Entwicklung ist nicht geraten. Spiritualität muss den gesamten Menschen trainieren und entwickeln - sein Herz, seinen Verstand und seine Hand. Nur dann erreicht er Vollkommenheit.


Der Mensch ist eine eigenartige, komplexe Verbindung von Wollen, Fühlen und Denken. Er möchte das Gewünschte besitzen. Er hat Gefühle; also fühlt er. Er hat einen Verstand; daher denkt und überlegt er. In manchen Menschen ist vielleicht das emotionale Element vorherrschend. So wie Wollen, Fühlen und Denken nicht verschieden und getrennt sind, so schließen sich auch Tätigkeit, Hingabe und Wissen nicht gegenseitig aus.


Im Geist gibt es drei Mängel: Mala (Unreinheit) Vikshepa (Schwanken) und Avarana (Schleier). Die Unreinheit wird durch die Praxis von Karma Yoga beseitigt. Das Schwanken wird durch Upasana (Verehrung) beseitigt. Der Schleier der Unwissenheit wird durch die Praxis von Jana Yoga beseitigt. Dann ist Selbstverwirklichung möglich.


Wenn du dein Gesicht klar in einem Spiegel sehen willst, musst du den Spiegel von etwaigem Schmutz beseitigen, ihn ruhig halten und die Hülle entfernen. Du siehst dein Gesicht nur dann deutlich am Grund eines Sees, wenn die Trübung beseitigt ist, wenn das vom Wind aufgewühlte Wasser ruhig geworden und das Moos von der Oberfläche weg ist. Dasselbe gilt für die Selbstverwirklichung.


Handlung, Gefühl und Intelligenz sind die drei Pferde, die vor diesen Körper-wagen gespannt sind. Sie müssen vollkommen harmonisch und im Gleichklang arbeiten. Nur dann läuft der Wagen ruhig. Die Entwicklung muss umfassend sein. Du musst den Kopf von Shankara haben, das Herz von Buddha und die Hand von Janaka.


So bringt der ganzheitliche Yoga, der Yoga der Synthese, eine umfassende Entwicklung. Er entwickelt Hand, Herz und Hirn und führt zu Vollkommenheit. Nach Je Richtungen hin ein harmonisches Gleichgewicht zu finden, ist das Ideal der soritalität. Das kann durch die Praxis des ganzheitlichen Yogas erreicht werden. Das eine Selbst in allen Wesen zu sehen ist Jana, Weisheit; das Selbst zu lieben ist Bhakti, Hingabe, Frömmigkeit; dem Selbst zu dienen, ist Karma, Handlung.


Wenn der Jana Yogi Weisheit erlangt, hat er auch Hingabe und selbstloses Handeln. Karma Yoga stellt für ihn einen spontanen Ausdruck seiner spirituellen Natur dar und er sieht das eine Selbst in jedem. Wenn der Gläubige Vollkommenheit durch Hingabe erreicht, besitzt er Weisheit und Aktivität. Auch für ihn ist Karma loga der spontane Ausdruck seiner göttlichen Natur, da er den einen Gott überall sieht. Der Karma Yogi erlangt Weisheit und Hingabe, wenn sein Handeln völlig selbstlos ist. Die drei Pfade sind in der Tat ein einziger, auf dem die drei verschie-linen Temperamente jeweils einen leichteren Zugang zu dem einen oder anderen Element bekommen. Yoga gibt die Methode, durch die man das Selbst sehen, es lieben und ihm dienen kann.




Der Nutzen der Yoga-Praxis

Das Leben ist heute voll Stress und Mühe, Spannung und nervöser Reizbarkeit, Leidenschaft und Eile. Würde der Mensch einige der elementaren Prinzipien des Yogas in die Praxis umsetzen, wäre er sehr viel besser dafür gerüstet, mit dieser komplexen Existenz fertigzuwerden.


Yoga bringt Vollkommenheit, Frieden und dauerhaftes Glück. Durch die Yoga-Praxis kannst du Ruhe des Geistes finden. Du kannst ruhig schlafen. Du kannst mehr Energie, Kraft und Vitalität haben, lange leben und gesund sein. Du kannst in kurzer Zeit viel leisten. Du kannst in jedem Lebensbereich erfolgreich sein.

Yoga gibt dir neue Kraft, Vertrauen und Selbstbewusstsein. Körper und Geist werden deinem Befehl gehorchen.


Yoga bringt Kontrolle über die Emotionen. Die Konzentrationsfähigkeit bei der Arbeit wird gesteigert. Die Yoga-Disziplin schenkt Ausgeglichenheit und Ruhe und gestaltet auf wunderbare Weise dein Leben neu. Die yogische Lebensweise vertieft das Verstehen des Menschen und lässt ihn Gott und seine Beziehung zu ihm erkennen.


Yoga führt von Unwissenheit zu Weisheit, von Schwäche zu Stärke, von Uneinigkeit zu Harmonie, von Hass zu Liebe, von Bedürftigkeit zu Fülle, von Begrenzung zu Grenzenlosigkeit, von Verschiedenheit zu Einheit und von Unvollkommenheit zu Vollkommenheit. Yoga gibt dem Traurigen und Verlorenen Hoffnung, dem Schwachen Kraft, dem Kranken Gesundheit und dem Unwissenden Weisheit.

Durch die Yoga-Disziplin wirken Geist, Körper und Sprache harmonisch zusammen. Ein Mensch, der Yoga übt, erfährt eine neue Sicht, eine neue Gesundheit, ein neues Bewusstsein und eine neue Philosophie, die sein Leben deutlich verändern.


Machthunger, materielle Habgier, sinnliche Außenreize, Selbstsucht, Wunsch nach Reichtum und niedrige Wünsche haben den Menschen vom wirklichen Leben im Geist zu einem materialistischen Leben hin weggezogen. Er kann seine verlorene göttliche Herrlichkeit wiedererlangen, wenn er mit richtigem Ernst die Yoga-Prinzipien übt. Yoga verändert die instinktive Natur zu einer göttlichen Natur und erhebt den Menschen zum Gipfel göttlicher Herrlichkeit und göttlichen Glanzes.




Spirituelles Wachstum erfolgt allmählich

Es liegt in der Kraft eines jeden Menschen, Erfolgt im Yoga zu haben. Es verlangt ernsthafte und aufrichtige Hingabe und beständige Übung (Abhyasa). Spirituelles Wachstum erfolgt allmählich. Es ist eine progressive Entwicklung.


Man darf nicht in fieberhafter Eile sein, große yogische Heldentaten zu vollbringen oder in zwei, drei Monaten Nirvikalpa Samadhi erlangen wollen. Zuerst arbeitet man an der Beherrschung der Sinne, der automatischen Reiz-Reaktionsketten. Dann entwickelt man parallel positive Tugenden und ethisches Verhalten. Man beseitigt und verwandelt nicht hilfreiche, störende Eigenschaften und Charakterzüge.


So beherrscht man allmählich den Geist, das Gemüt, das reflexartige Denken und Handeln immer mehr. Das ist eine ungeheuer große Aufgabe. Es ist eine sehr schwierige Arbeit allmählicher Transformation. Übe intensives, beständiges Tapas (Disziplin) und Meditation und warte geduldig auf die Ergebnisse. Erklimme die Leiter des Yogas Schritt für Schritt. Gehe Stufe für Stufe auf dem spirituellen Weg weiter.




Ein Hinweis zur Vorsicht

Sobald ein Mensch Vollkommenheit im Yoga erlangt hat, wird er von den ungünstigen Strömen der Welt nicht mehr berührt. Er kann dann inmitten der ungünstigsten Umstände leben und tätig sein. Viele, die sich auf den ernsthaften spirituellen Weg begeben, hören zu früh mit ihrer regelmäßigen spirituellen Praxis auf. Sie posieren als große Yogis um des Ruhmes willen.


Wenn ein Yogi nicht vorsichtig ist, und nicht fest verwurzelt ist in den vorbereitenden Praktiken von Yama (Ethik) und Niyama (Selbstdisziplin), wird er oder sie unmerklich durch die Ablenkungen äußeren Welt von seinem/ihrem Ideal weg-gezogen. Er benutzt seine Kräfte für selbstsüchtige, triviale Zwecke und erleidet einen Rückschlag. Sein Verstand wird blind. Sein Verstehen umwölkt sich. Er ist kein göttlicher Yogi mehr. Er wird ein Schwarzmagier oder ein Scharlatan. Er ist das schwarze Schaf in der Herde der Yogis.


Viele Menschen fühlen sich angezogen von Pranayama und anderen Yoga-Übungen, denn durch Yoga kann man Wunderheilen, Telepathie, Gedankenübertragung und andere großartige Siddhis (außergewöhnliche Fähigkeiten) erlangen. Wenn sie Erfolg haben, dürfen sie nur nicht dabei stehenbleiben. Das Ziel des Lebens sind nicht Heilungen und Siddhis. Man muss die spirituellen Praktiken und die gewonnene Energie dazu verwenden, das Höchste zu erreichen.


Yoga ist nicht dazu da, Siddhis zu erlangen. Wenn ein Yoga-Schüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, Samadhi zu erreichen, weist Siddhis zurück, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen, Ablenkungen. Nur wenn man sie zurückweist bzw. nicht an ihnen hängt, erlangt man darüber hinaus gehenden, echten Erfolg im Yoga.


„Höre nicht mit deinem Sadhana (spirituellen Praxis) auf, wenn du einen kleinen Einblick und ein paar Erfahrungen hast. Übe weiter; bis du Vollkommenheit erlangst. Höre mit der Praxis nicht auf und verliere dich nicht im Weltlichen, Gewohnten. Viele Aspiranten sind so vom spirituellen Weg abgekommen. Ein kleiner Einblick bringt dich noch nicht in Sicherheit. "


Aus Swami Sivanandas "Inspiration und Weisheit für Menschen von heute." Yoga Vidya Verlag 1. Auflage 2017



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